Steffen Bauer

Einführung in den Diskurs

Über eine Million Protestanten engagieren sich in Deutschland für ihre Kirche. Auch wenn die „Ehrenamtskirche“ auf eine lange Tradition zurückblicken kann, stellt die Gestaltung des Miteinanders von beruflich und ehrenamtlich Engagierten eine tägliche Herausforderung dar.


  • Das Zusammenwirken von ehrenamtlich und beruflich Engagierten auf Augenhöhe ist ein besonderes Kennzeichen der evangelischen Kirche und liegt in ihrem theologischen Selbstverständnis begründet.
  • In der Praxis der Gemeindearbeit findet sich oft ein komplexes Rollengefüge, das mit dem Begriffspaar „Ehrenamt und Hauptamt“ nur ungenau beschrieben werden kann.
  • Die Bestimmung des Begriffs hat nicht nur nach innen weitreichende Folgen, sondern auch für die Außenwirkung der Kirche. Denn Ehrenamtliche sind die wichtigsten Repräsentantinnen und Repräsentanten von Kirche in der Gesellschaft.

1. Von der Bibel zur reformatorischen Theologie

Das Ehrenamt spielt in der evangelischen Kirche eine herausragende Rolle. Die Statistik zeigt, dass das evangelische Selbstverständnis einer „Ehrenamtskirche“ in Deutschland gelebte Praxis ist.

Die Zahlen zur Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements in der Kirche sprechen eine eindeutige Sprache. Der letzte Jahresbericht der EKD geht von 23 Millionen Angehörigen der evangelischen Kirche in Deutschland aus, wovon über 1,1 Millionen ehrenamtlich und fast 230.000 beruflich in der Kirche tätig sind, darunter 21.500 Theologinnen und Theologen.1 Ein besonderes Kennzeichen der evangelischen Kirche ist es, dass auf allen Ebenen der Leitung ehrenamtlich und beruflich Tätige zusammenwirken, wobei die Ehrenamtlichen in der Regel die (deutliche) Mehrheit in den Leitungsgremien stellen. Und auch hier sind die Zahlen beeindruckend, denn immerhin engagieren sich über 160.000 Gemeindeglieder2 in den Kirchenvorständen und Synoden.

Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass die Bedeutung des Ehrenamtes für das Wirken der Kirche immer wieder betont wird. Es sei ein „zentraler Ausdruck unseres Glaubens“3 und eine der „wichtigsten Ressourcen und Lebensäußerungen“4 der Kirche. Die Evangelische-Lutherische Kirche in Bayern schreibt mit Blick auf die Zahl der Engagierten auf ihrer Homepage, „die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ist eine Ehrenamtskirche: Rund 150.000 Kirchenmitglieder machen sich für ein Ehrenamt stark – aus den verschiedensten Lebenssituationen heraus.“5 Und die ehemalige Synodalpräsidentin der evangelischen Landeskirche von Baden, Margit Fleckenstein, betont: „In allen Gremien der evangelischen Kirche sind ehrenamtlich Tätige in der Mehrheit. Unsere Kirche will auf die ehrenamtliche Arbeit angewiesen bleiben.“6

Die besondere Bedeutung des Ehrenamtes innerhalb der evangelischen Kirche steht in engem Zusammenhang mit der reformatorischen Theologie, die sich letztlich aus der Bibel herleitet. Luther bezieht die Legitimation eines „Priestertums aller Getauften“, aus 1. Petrus 2,9. Sein Satz „Denn was aus der Taufe gekrochen ist, das kann sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht sei“,7 hat hier eine breite Wirkung entfaltet. Nach Luthers Verständnis haben alle Christen durch Glaube und Taufe einen unmittelbaren Zugang zum göttlichen Heil, ohne auf priesterliche Vermittlung angewiesen zu sein. Daraus folgt aber auch die Wahrnehmung priesterlicher Aufgaben durch die Gläubigen, allen voran die gegenseitige Fürbitte und Tröstung. Auch im Pfarrdienstgesetz der EKD aus dem Jahr 2010 heißt es in § 1 programmatisch: „Die Kirche lebt vom Evangelium Jesu Christi, das in Wort und Sakrament zu bezeugen sie beauftragt ist. Zu diesem kirchlichen Zeugendienst sind alle Getauften berufen.“8 Und in der „Begründung“ zu diesem Satz wird dann gesagt: „Wort und Sakrament sind Grundlage und Auftrag der Kirche. Das Amt der Wortverkündigung (CA V) liegt in der Taufe begründet und ist daher Aufgabe aller Christen.“

Von diesem allgemeinen Amt, das durch die Taufe zugeeignet und im Glauben angeeignet wird (Wilfried Härle), ist nun zunächst das Predigtamt und die Beauftragung zu unterscheiden. Anfangs war das allgemeine Priestertum für Luther auch ein Argument dafür, dass die Gläubigen unter sich geeignete Personen zum Predigtdienst berufen und beauftragen sollten („Daß ein christlich Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe alle Lehre zu urteilen und Lerer zu beruffen, ein und abzusetzen, Grund und Ursach aus der Schrift, 1523). Luther zeichnet das Bild einer Gemeinde, die sich um den Tisch des Herrn, den Altar, versammelt und aus ihrer Mitte heraus eine Person bestimmt, die die Verkündigung des Wortes stellvertretend übernimmt. Allerdings betonte Luther in seiner Auseinandersetzung mit den sogenannten „Schwärmern“ und „Täufern“ in späteren Schriften den Stiftungscharakter des Predigtamtes. Der Gedanke, dass das Predigtamt von Christus selbst eingesetzt wurde und damit eine göttliche Gabe darstellt, findet dann in den lutherischen Kirchenordnungen und in den Bekenntnisschriften ihren klaren Ausdruck:

„Ubir das seyn wir priester, das ist noch vil mehr, denn kuenig sein, darumb, das das priesterthum vns wirdig macht fur gott zu tretten vnd fur andere zu bitten … Alßo hatt uns Christus erworben, das wir muegen geystlich fur ein ander tretten und bitten, wie ein priester fur das volck leyplich tritt und bittet … Denn ob wir wol alle gleych priester seyn, tzo kunden wir doch nit alle dienen odder schaffen und predigen.“

Martin Luther: Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520), WA 7, S. 28f

2. Das Verhältnis zwischen beruflich und ehrenamtlich Engagierten

Wie gestaltet sich Engagement im Spannungsfeld zwischen ordinierten Theologen und allgemeinem Priestertum? Die kirchlichen Sprachgewohnheiten erzeugen hier nicht selten ein schiefes Bild.

Man kann mit Prälat Traugott Schächtele das grundlegende Verhältnis zwischen allgemeinem Priestertum und Predigtamt so beschreiben: „Im Grundsatz haben alle Getauften Anteil am allgemeinen Priestertum. Aber um der Ordnung willen sind zu bestimmten Aufgaben nur die rechtmäßig dazu Berufenen beauftragt und berechtigt. Ihnen kommt deshalb aber keine höhere geistliche Weihe zu. Im Originalton des Augsburger Bekenntnisses heißt es (Art. 14): Vom kirchlichen Amt wird gelehrt, dass niemand in der Kirche öffentlich lehren oder predigen oder die Sakramente reichen soll ohne ordnungsgemäße Berufung. Die Ordination bzw. die Beauftragung mit der Wortverkündigung und der Sakramentsspendung setzt also das gemeinsame Priestertum aller Getauften nicht außer Kraft. Sie regelt vielmehr, auf welche Weise die Versorgung der Menschen mit Gottesdiensten (Predigt und Sakramentsspendung) gewährleistet werden kann.“9. Und weil es in der Kirche ja nicht nur das eine Predigtamt, sondern verschiedene Ämter gibt (in der reformierten Tradition hat Calvin von Pastor, Lehrer, Ältester (Presbyter) und Diakon gesprochen), spricht die Barmer Theologische Erklärung von 1934 von „Ämtern“ und bekennt: „Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.“10

Wenn es also ein Wesensmerkmal der evangelischen Kirche ist, dass wir von einer durch die Taufe übertragenen Mitverantwortung eines jeden Gemeindemitglieds ausgehen, dann muss dies auch einen Ausdruck in der Sprache und Wortwahl finden. Gerade der Begriff des „Laien“ steht deshalb seit einiger Zeit in der Kritik. Neben vielen anderen hat Landesbischof Friedrich Weber dazu ausgeführt: „Gelegentlich kommt es noch vor, dass die ehrenamtlich Tätigen als Laien bezeichnet werden. Mit dieser Bezeichnung macht man – vielleicht unbewusst – den Berufsstand der Theologen (Pfarrer und Pfarrerinnen) zum Maß professioneller Arbeit in der Kirche. Alle anderen sind Laien, weil sie keine Theologen sind. Mir ist sehr daran gelegen, von dieser Sichtweise wegzukommen. Die als Nichttheologen in der Kirche tätigen Menschen sind keine Laien, sie sind vielmehr Lehrerinnen, Beschäftigte von Volkswagen, Hausfrauen, Künstler, Rentner, Schüler und Studentinnen, um nur einige Beispiele zu nennen. Indem sie ehrenamtlich in der Kirche tätig sind, bringen sie ihre Professionalität mit und geben der Kirche in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit Anteil an ihrem beruflichen Können.“ Der Begriff des Ehrenamtes wird hier an der Professionalität und den beruflichen Kenntnissen festgemacht, die Ehrenamtliche als Ressource für Gemeindearbeit mitbringen. Prälat Schächtele argumentiert eher auf der theologischen Linie Luthers, wenn er ausführt: „Die Rede vom Priestertum aller Getauften macht es für mich unmöglich, im Raum der evangelischen Kirche von Laien zu sprechen. Der Ausdruck Laie geht davon aus, dass es eine gegenüberstehende priesterliche Gruppe gibt. Wenn es ein Kennzeichen des Protestantismus ist, dass alle Priester sind, kann es folglich auch keine Laien geben.“11

Aber auch der Begriff „Hauptamt“ wird kritisiert. So führt die damalige Synodalpräsidentin der Badischen Landeskirche und Mitglied im Rat der EKD, Juristin Margit Fleckenstein, bei einem Vortrag gleich zu Beginn aus: „Dabei muss ich vorab betonen, dass ich nicht von Haupt- und Ehrenamt sprechen werde, sondern von beruflich und ehrenamtlich in unserer Kirche Mitarbeitenden. Denn der Begriff Hauptamt suggeriert etwas, was mit unserer Kirchenverfassung nicht vereinbar ist. In der evangelischen Kirche gibt es keine Ämterhierarchie. Die These IV der Barmer Theologischen Erklärung ist fast wörtlich in unsere Kirchenverfassung aufgenommen: ‚Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern haben teil an dem der ganzen Kirche anvertrauten Dienst.‘ (Art. 7 GO) Demgemäß spricht unsere Grundordnung auch an keiner Stelle von einem Hauptamt.“

3. Das Viererfeld: Allgemeines Priestertum, Predigtamt, Ehrenamt und kirchliche Berufe

Das Begriffspaar „Ehrenamt und Hauptamt“ steht zunehmend in der Kritik. Ein Blick auf die Gemeindepraxis zeigt vielmehr ein komplexes Rollengefüge mit unterschiedlichen Formen des Engagements. Was beutet hier der Begriff Ehrenamt?

Um die Verschiedenheit und Vielfalt der in den Kirchen engagierten Menschen abzubilden, schlägt Eberhard Hauschildt vor, das „reformatorische Dual von Allgemeinem Priestertum und Predigtamt“12 durch ein Viererfeld zu ersetzen. In diesem Viererfeld werden neben dem Allgemeinen Priestertum und dem Predigtamt als der historisch und dogmatisch vorgegebenen Unterscheidung sowohl das Ehrenamt als auch die in der Kirche beruflich Tätigen als neue Felder berücksichtigt. Der Fächer an kirchlichen Berufen muss dann mit dem Predigtamt intensiv zusammengedacht und von diesem unterschieden werden. Dabei geht es dann um gemeinsame Schnittmengen, die sich mindestens schon aufgrund der Tatsache ergeben, dass es sich hierbei um bezahlte Arbeit handelt und jeweils ein Dienstverhältnis zur Kirche besteht. Genauso muss aber gefragt werden, worin sich das Predigtamt von anderen kirchlichen Berufen zum Beispiel aufgrund der Tatsache unterscheidet, dass es mit der Ordination eine besondere Einsetzung ins Amt kennt. Aber auch das Ehrenamt ist sicher nicht mit dem Allgemeinen Priestertum aller Getauften gleichzusetzen. Auch wenn nach der jüngsten Statistik der EKD von 23 Millionen Menschen ausgegangen werden darf, die aufgrund ihrer Taufe auf ihr allgemeines Priestertum anzusprechen sind, so müssen davon die ca. 1,1 Millionen Personen unterschieden werden, die in der Statistik als „Ehrenamtliche“ geführt werden. Dann aber stellt sich die Frage, was als „Ehrenamt“ bezeichnet werden darf. Dabei muss auch bedacht werden, dass dem Begriff des Ehrenamtes in der Zivilgesellschaft längst weitere Begriffe zur Seite gestellt werden beziehungsweise zum Beispiel auch im Bereich der Diakonie andere Begriffe näher liegen wie etwa „freiwillig Engagierte“, „Freiwilligentätigkeit“ oder „bürgerschaftliches Engagement“, um nur einige zu nennen. Dazu kommt, dass es in der Kirche zwar von Anfang an engagierte Personen gegeben hat, der Begriff „Ehrenamt“ aber überhaupt erst im 19. Jahrhundert aufkam (zum Beispiel in der preußischen Städteordnung von 1808) und dann erst langsam in den kirchlichen Sprachgebrauch Eingang fand.

Dabei muss dann auch diskutiert werden, was ein Ehrenamt überhaupt ausmacht. Ist das Mitsingen im Chor bereits ein Ehrenamt oder doch eher „nur“ ein wertvolles freiwilliges Tun, dem aber der kirchliche Auftrag fehlt, um als Ehrenamt bezeichnet werden zu dürfen? Wenn aber eine Kirchengemeinde in ihrem Chor Vertrauensleute für die Probenorganisation, das Notenmaterial und so weiter einsetzt oder braucht, und damit eine Art „Amt“ einrichtet beziehungsweise einen speziellen Auftrag vergibt, würde man dann diese Personen dann Ehrenamtliche nennen? Als Merkmale eines kirchlichen Ehrenamtes könnten dann beispielsweise gelten, dass eine Arbeit freiwillig, unentgeltlich, nicht dem Broterwerb dienend und im kirchlichen Auftrag ausgeübt wird.

Im Ehrenamtsgesetz der EKHN wird dazu ausgeführt: „Ehrenamt im Sinne dieses Kirchengesetzes ist jede freiwillig erbrachte, nicht auf Entgelt ausgerichtete Arbeit im kirchlichen Auftrag“ (§ 1). In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern heißt es in der Präambel zum Ehrenamtsgesetz unter anderem: „Ehrenamtliche wirken in allen Bereichen von Kirche und Diakonie mit. In ehrenamtlicher Tätigkeit stellen Jugendliche, Frauen und Männer ihre Zeit, Kraft und Fähigkeiten freiwillig und unentgeltlich für die kirchlichen und diakonischen Aufgaben zur Verfügung.“ Die von der Landessynode der rheinischen Landeskirche im Jahr 2000 verabschiedeten „Leitlinien für ehrenamtliche Mitarbeit“ weisen mit ihrer Wortwahl auf ein erweitertes Verständnis von Ehrenamt hin. Dort heißt es in Teil 2 unter anderem: „Ehrenamtlicher Dienst und freiwilliges soziales Engagement in Kirche und Diakonie ist die unbezahlte, freiwillige Übernahme von Aufgaben und Verpflichtungen, die in der Regel eine hohe Motivation voraussetzt.“

Wenn man das Verhältnis von beruflich und ehrenamtlich Tätigen zu beschreiben versucht, dann wird man Stichworte wie „Macht“ und „Konkurrenz“ immer mithören müssen. Eine Kirche, die wesensmäßig das Ehrenamt als Leitungselement kennt und will, muss eben auch diese Aspekte im Blick behalten. Wenn die Organisation Kirche kein Monopol sogenannter Profis, also beruflich Tätiger, kennen will und darf, muss man die Berufsrolle und deren professionelles Selbstverständnis ebenso im Blick haben, wie auch Fragen der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten immer wieder bearbeiten, und dies vor allem auch deshalb, weil das Ehrenamt in einem ständigen Wandel begriffen ist.

4. Das Ehrenamt im Wandel

Die Gründe, warum Menschen sich ehrenamtlich engagieren, haben sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Damit veränderte sich auch der Begriff des „Ehrenamtes“.

Auch und gerade in der Kirche können und müssen wir von einem sich wandelnden Verständnis des Ehrenamtes ausgehen, das durchaus auch mit unterschiedlichen Kirchenbildern einhergeht. Die Ehrenamtlichen in der Vereinskirche, die im 19. Jahrhundert mit dem Leitbild entstand, dass Kirche „eine lebendige Gemeinde aus lebendigen Freizeitgruppen“ (Eberhard Hauschildt) im damals aufkommenden Gemeindehaus sei, sind ganz anders zu begreifen als Ehrenamtliche oder freiwillig Engagierte, die sich zielorientiert in einem spezialisierten Programm einbringen, wie etwa in den Bereichen „Frieden“, „Ökologie“ oder ganz aktuell im Bereich „Menschen auf der Flucht“. Hier will also jeweils gut bedacht sein, von welchen Ehrenamtlichen mit welchen Motivationen geredet wird. Der letzte Freiwilligensurvey der Bundesregierung weiß jedenfalls von drei unterschiedlichen Motivationstypen zu berichten, die sich dann auch deutlich in ihrem Engagement unterscheiden.

Versteht man das Ehrenamt in einem vierdimensionalen Handlungsfeld, wie oben vorgestellt, dann stellen sich unmittelbare Fragen für die kirchliche Arbeit. Welche Funktion erfüllt eine Person innerhalb ihres Feldes, welche im Gesamten der Gemeinde? Wo liegen ihre spezifischen Stärken, die sich natürlich jeweils nur in einem Miteinander und in einer guten Zusammenarbeit mit den anderen aktiv Tätigen werden erfüllen lassen beziehungsweise nur so zur vollen Entfaltung kommen können. Es geht also darum, deutlich sagen zu können, wer für was zuständig ist oder wer was besonders gut kann.

Bleibt man bei der Frage, was Ehrenamtliche im Ganzen für ihre Kirche bedeuten, kann man mit Hauschildt drei besondere Stärken des Ehrenamtes festhalten:

  1. Ehrenamtliche sind die glaubwürdigsten Vertreterinnen und Vertreter der Kirche.
  2. Ehrenamtliche können sich in viel größerer emotionaler Nähe engagieren und tun dies zugleich ganz privat.
  3. Ehrenamtliche produzieren das, was jedes Gemeinwesen am fundamentalsten braucht: Vertrauen.

Diese Liste ließe sich sicher ergänzen, vor allem wenn man die Vielfalt ehrenamtlichen beziehungsweise freiwilligen Engagements in der Kirche berücksichtigt. Betrachtet man etwa die Zielgruppe der leitenden Ehrenamtlichen in den Kirchenvorständen und Synoden, spricht man von etwa 160.000 Menschen im Gebiet der EKD. Die Aspekte des Ehrenamtes sind hier andere, als wenn man etwa von der Gruppe der Lektoren und Prädikantinnen spricht. Diese wiederum sind in ihren besonderen Stärken wieder anders zu beschreiben als ehrenamtlich tätige Leitungen von Besuchsdienstkreisen. Wer vom Ehrenamt spricht, wird immer eine grundlegende Verschiedenheit aushalten müssen, denn letztendlich sind die Möglichkeiten der Beteiligung, die eine lebendige Kirche bietet, so vielschichtig wie die Gläubigen, die sie gestalten.


Fußnoten

  1. Vgl. die Broschüre „gezählt. Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“, hrsg. vom Kirchenamt der EKD, S. 8 und S. 21, Hannover 2015. Als PDF-Download verfügbar unter http://www.ekd.de/download/zahlen_und_fakten_2015.pdf.
  2. Vgl. ebenda, S. 9
  3. Kundgebung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 2. Tagung zum Schwerpunktthema „Ehrenamt Evangelisch. Engagiert“ im Oktober 2009 in Ulm.
  4. So der damalige Landesbischof Dr. Friedrich Weber im Jahr 2006. Weber, Friedrich: Ehrenamt in der Kirche, Vortrag am 31. März 2006 zum Stiftungstag in Seesen, S 1.
  5. Vgl den Internetauftritt der ELKB: http://www.bayern-evangelisch.de/engagement-vor-ort/ehrenamt.php
  6. Fleckenstein, Margit: Berufliche und ehrenamtliche Mitarbeit in der Kirche – Impulsreferat bei der Bezirkssynode Emmendingen im Rahmen der Visitation des Kirchenbezirks, Juni 2010, S. 1
  7. Martin Luther, zitiert aus: WA TR 6. Tischreden aus verschiedenen Jahren, aus Johannes Aurifabers Sammlung. Nr. 6508–7075: Tischreden aus Johannes Aurifabers Sammlung. S. 407
  8. Siehe https://www.ekd.de/download/pfarrdienstgesetz.pdf, S. 4.
  9. Schächtele, Traugott: Pfarramt, Hauptamt, Ehrenamt – Einblicke in eine schwierige Dreiecksbeziehung im Lichte des Allgemeinen Priestertums. Impulsreferat beim Zukunftskongress der Evangelischen Landeskirche in Baden – Gemeinsam.Glauben.Gestalten am 22.10.2011 in Karlsruhe, S. 2.
  10. Zu finden unter https://www.ekd.de/glauben/grundlagen/barmer_theologische_erklaerung.html
  11. Auch die letzte statistische Erhebung der EKD bleibt im Übrigen noch beim Begriff des Laien, wenn sie etwa schreibt: „In Zukunft wird die ehrenamtliche Mitarbeit mit einer Stärkung der Laien immer wichtiger werden“ Vergl. EKD Zahlen, S. 19.
  12. Hauschild, Eberhard: Kirchliche Strategie ehrenamtlichen/freiwilligen Engagements und die „Theologie des Ehrenamtes“, in: epd Dokumentation 21, 2013, S. 13.

Zitierte Literatur

  • Friedrich Weber: Ehrenamt in der Kirche, Vortrag von am 31. März 2006 zum Stiftungstag in Seesen
  • Margit Fleckenstein: Berufliche und ehrenamtliche Mitarbeit in der Kirche - Impulsreferat bei der Bezirkssynode Emmendingen im Rahmen der Visitation des Kirchenbezirks - Juni 2010
  • Eberhard Hauschildt: Kirchliche Strategie ehrenamtlichen/freiwilligen Engagements und die „Theologie des Ehrenamtes“, in: epd Dokumentation 21, 2013, Seite 7-15
  • Leitlinien für ehrenamtliche Mitarbeit in der Evangelischen Kirche im Rheinland, Beschluss der Landessynode aus dem Jahr 2000
  • Kundgebung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 2. Tagung zum Schwerpunktthema Ehrenamt Evangelisch. Engagiert im Oktober 2009 in Ulm
  • Michael Herbst: Von den erweckten Gründerpersönlichkeiten zu den begeisterten Gospelchören. Zur Bedeutung der Frömmigkeit für die Stärkung des Ehrenamts, in: epd Dokumentation 21, 2013, Seite 16 - 26
  • Traugott Schächtele: Pfarramt, Hauptamt, Ehrenamt – Einblicke in eine schwierige Dreiecksbeziehung im Lichte des Allgemeinen Priestertums. Impulsreferat beim Zukunftskongress der Evangelischen Landeskirche in Baden – Gemeinsam.Glauben. Gestalten am 22.10.2011 in Karlsruhe
  • Pfarrdienstgesetz der EKD, https://www.ekd.de/download/pfarrdienstgesetz.pdf
  • Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben, hrsg. Vom Kirchenamt der EKD, Hannover 2015, http://www.ekd.de/download/zahlen_und_fakten_2015.pdf

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